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8. Energieforschungsprogramm: Förderung der angewandten Energieforschung
Im August 2023 haben wir zuletzt zum 8. Energieforschungsprogramm berichtet. Damals gingen wir noch davon aus, dass wir Ihnen vor Jahresende weitere Informationen zu dem Förderprogramm hätten vorstellen können. Jedoch brauchte es etwas mehr Geduld. Nun ist das 8. EFP veröffentlicht und wir können zu den Inhalten Stellung nehmen.
Wie bereits letztes Jahr angekündigt, ist das 8. EFP in 5 Missionen unterteilt. Diese waren bereits bekannt und haben sich nicht mehr geändert. Die Missionen sind in folgende Themenkomplexe weiter unterteilt:
Technologien zur Energiebereitstellung
Windenergie, Photovoltaik, Geothermie, Wärmepumpen und Kältetechnik, Produktion von Wasserstoff und Derivaten; Brennstoffzellen; Wiederverstromung, Solarthermie, Energetische Nutzung biogener Rest- und Abfallstoffe
Energieinfrastruktur für Transport und Speicherung
Stromnetze und Stromspeicher, Wärme- und Kältenetze, Wärme- und Kältespeicher, Wasserstoffspeicherung und -transport
Energienutzung und Energieeffizienz
Gebäude, Quartiere, Industrie und Gewerbe, Ressourceneffizienz und zirkuläre Wirtschaft
Energiesystem und Systemintegration
Energiesystemanalyse, sektorübergreifende Systemmodellierung und -planung, Systemintegration und digitale Lösungen, Energiewende und Gesellschaft
Transfer
Resilienz, Standardisierung und Zertifizierung, Digitalisierung und künstliche Intelligenz, Open Science, Nachhaltige Ressourcennutzung, Transfer, Gesellschaftliche Potenziale nutzen, Internationale Zusammenarbeit und EU-Zusammenarbeit.
Verschiebung des inhaltlichen Fokus
Im Vergleich zum 7. EFP fällt direkt eine Verschiebung des inhaltlichen Fokus auf. Das 7. EFP war sehr breit aufgestellt. Insgesamt enthielt es beinahe 100 Themenkomplexe, die teilweise in sich noch unterteilt waren. Solange ein Bezug zur Verbesserung der Energie- oder CO2-Efffizienz herzustellen war, ließ sich ein Vorhaben meiste unterbringen. Das 8. EFP ist viel stärker auf Energietechnik im Speziellen sowie erneuerbare Energie und Stromnetze fokussiert. Energie- und CO2-effizientere Produktionsprozesse der Industrie sind in der Richtlinie etwas in den Hintergrund gerückt. Außerdem ist die Weiterentwicklung einzelner Technologien ein Primärziel des Programms. Die Weiterentwicklung in der Anwendung bestimmter Technologien hat an Bedeutung verloren.
Die Richtlinie des 8. EFP fordert, dass die genannten Transferkriterien für Projekte in allen Förderbereichen in „geeigneter Weise“ berücksichtigt werden. Klarer drückt sich die Richtlinie in Bezug dazu nicht aus. Die Arbeit mit dem 8. EFP wird zeigen, welche Umsetzung hier vom Projektträger und Ministerium gewünscht ist. Grundsätzlich sind solche Transferkriterien nichts Neues. Bei EU-Programmen oder Bundesprogrammen, welche aus EU-Mitteln Co-finanziert werden, muss zu übergreifenden Kriterien schon länger Stellung bezogen werden.
Neue Mikroprojekte beantragbar
Eine Neuerung gibt es auch in der Abwicklung von Förderprojekten. Ein Projekt im 7. EFP musste mindestens 24 Monate in Anspruch nehmen. In der Regel dauern FuE-Projekte sowieso mindestens so lange. Es kann jedoch vorkommen, dass Produkte und Dienstleistungen kürzere Entwicklungszyklen aufweisen. Mit dem erklärten Ziel, den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu beschleunigen, wurde das 8. EFP um sogenannte Mikroprojekte ergänzt. Dabei handelt es sich um Vorhaben, die 6 bis maximal 12 Monate beanspruchen. Außerdem werden sie mit einem einstufigen Antragsverfahren abgewickelt, was ihre Durchführung weiter beschleunigt.
Insgesamt ist das Energieforschungsprogramm weiterhin ein breit aufgestelltes Förderwerkzeug des Bundes. Im Vergleich zur vorherigen Iteration ist es jedoch enger zugeschnitten und bezieht sich inhaltlich eher auf die tatsächliche Energieforschung. Allerdings lassen einige Passagen der Richtlinie größere Interpretationsspielräume zu. Belegbare Aussagen, wie weit oder eng diese Interpretationen ausfallen, lassen sich erst nach ersten Anträgen im neuen Programm treffen.